Ausgesetzte Gartenzwerge
Der siebte Zwerg: Rückzug hinter die sieben Berge

Sieben Zwerge, welch märchenhafte Assoziationen tun sich auf!
Zwerge, die unbehelligt glücklich und zufrieden hinter sieben Bergen
wohnen, bis eine Frau, noch dazu ein Flüchtling, eine Asylantin, in ihr
beschauliches Leben eindringt. Und sie dringt tief ein, bis in die
letzten Lebensbereiche. So ist es doch der siebte Zwerg, in dessen Bett
sie schläft. Ganz Pragmatiker, gelingt es ihnen, sie zur lästigen
Hausabeit zu verpflichten. Damit geht das Zwergenleben wieder seinen
Gang, bis ein feiger Mordanschlag die neue Ordnung erneut zerstört.
Wo die Gebrüder Grimm dieses Märchen aufgezeichnet haben, ist nicht
ganz sicher. Wer sich für die Frage interessiert, dem sei die
reichhaltige Sekundärliteratur zu Schneewittchen ans Herz gelegt.
Unser Zwerg hat jedenfalls seinen beschaulichen Ort hinter den sieben
Bergen an einem einsamen Gewässer in Mecklenburg-Vorpommern gefunden.
Dort steht er nun, blickt aufs Wasser und wartet. Auf die sechs anderen
Zwerge, auf die herrliche Männerfreundschaft, die alles teilt, sogar
die Asylantin für die Hausarbeit.
Zwergenkolonie entdeckt!

Völlig
unabhängig von den Arbeiten der Künstlergruppe konnte sich
offenbar im Verborgenen eine Multikulti-Zwergenkolonie mit ihren
Nutztieren entwickeln.
Nun ist sie entdeckt worden.
Neben Zwergen aller Alters- und
Größenstufen wurde sogar ein offenbar afrikanisch stämmiger Zwerg
heimisch. Die volle Integration läßt aber auch bei diesem Migranten
noch auf sich warten, steht er doch immer noch am äußersten rechten
Rand der Kolonie.
Interessant für den Beobachter ist auch die teils seltsam anmutende Färbung einzelner Nutztiere in der Kolonie.
Wir werden versuchen, diese höchst interessante Spezies mit der versteckten Kamera weiter zu beobachten.
Der fünfte und sechste Zwerg: Schulpflichtige Zwerge zwangseingeschult!

Skandal! Bei einer Kontrolle wurden zwei schulpflichtige Gartenzwerge entdeckt!
Um einem erneutem miesen Abschneiden Deutschlands in der kommenden PISA
Studie vorzubeugen, wurden die Zwerge unverzüglich den
Zwergen-Rabeneltern entzogen und zwangseingeschult.
Um der bisherigen völligen Vernachlässigung der bildungssfernen
Zwergenschicht gerecht zu werden, fanden sie einen Platz an einer
bayerischen Schule für geistig Behinderte.
Die Reaktion der beiden neuen Schüler auf diesen neuen wichtigen Lebensabschnitt hätte unterschiedlicher nicht sein können.
Unser erster Zwerg wurde nicht nur mit einem Gegenstand erwischt, der
in eklatanter Weise geeignet ist, den Unterricht durch Lärm, welchen er in seiner unendlichen Dreistigkeit auch noch als musizieren bezeichnete,
zu stören. Nein, er verfiel auch noch in eine typisch jugendliche
totale Verweigerungshaltung und drehte ostentativ der Tafel den Rücken
zu. Ein strenger Verweis seitens der Schule schon am ersten Schultag
war die Folge.

Unser zweiter Zwerg ist nicht besser. Laut der verläßlichen
inoffiziellen Beurteilung der Schulpsychologin zeigt er eindeutig
Zeichen regressiven Verhaltens. Aus der vertrauten familiären Umgebung
gerissen, verkroch er sich zwischen die beiden Kuschelpuppen im
Klassenzimmer und war weder durch Drohungen, noch durch Lockmittel wie
Schokolade und Bonbons wieder hervorzulocken.
Wie soll Bildung hier funktionieren?
Der vierte Zwerg: Auch ein Zwerg ist nicht gerne alleine

An der Quelle der Glucksenden Gnome in bergidyllischer Einsamkeit fand unser Zwerg eine neue Heimat und einen neuen Freund.
Doch wie so oft in der modernen
irrealen Medienwelt führte seine Suche nach Partnerschaft nicht zu
einem realen Gefährten, sondern nur zu einem Avatar aus Alabaster.
Nun stehen die beiden irrealen Gestalten stumm nebeneinander, haben sich gefunden und sind doch so weit entfernt.
Der dritte Zwerg: Im Zentrum der Hochfinanz

Dieser Zwerg hat es bis nach London geschafft.
In einer Welt, die
beherrscht wird durch die rastlose Gier nach Geld, wird er zum Symbol
für die daraus resultierende Heimatlosigkeit der Menschen.
Der Zwerg lebt ausgesetzt in einem Taxi, wo er weder Heim noch Ruhe findet.
Nun muss er heimat- und rastlos durch die City reisen, in der die Leute nicht mal wissen, welche Straßenseite die Richtige ist.
Der zweite Zwerg: Ich bin der Nabel der Welt!

Unser Zwerg steht stolz mitten auf seinem Feldherren-Hügel des Kreisverkehrs. Alles kreist, alles dreht sich nur um ihn.
Welch krasse Fehleinschätzung ihm hier unterläuft.
Als am Rande der Gesellschaft Stehender bleibt ihm nur der unbedeutende
Platz im unbedeutenden Vorort der Metropole. Die Mitte, die Metropole
ist unerreichbar fern.
Zum Glück nimmt er seine gesellschaftliche Ausgrenzung nicht wahr.
"München leuchtet", nur sieht er es nicht, dreht er der Metropole ja
den Rücken zu.
Nachtrag: Offenbar ist unser Zwerg adoptiert worden, denn nach kurzer Zeit war er verschwunden.
Oder er hat sich doch noch in die Metropole aufgemacht, konnte seine gesellschaftliche Stellung überwinden. Wer weiß...
Der erste Zwerg: Zurück zur Kunst!

Diesen Zwerg zog es zur modernen Kunst.
In einem Atelier der Wiedefabrik schmuggelte er sich als beißender Kontrast zwischen abstrakte Werke.
Hier steht er nun als Personifizierung des unpassend Gegenständlichen
in einer neuen, von anderen Künstlern geschaffenen Phantasiewelt.